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Gruppencoaching im Trend - was spricht dafür?

von Christine Scharlau in TYPOS - Zeitschrift für Typologie und Persönlichkeitsentwicklung 4/Mai 2010

Coaching in der Gruppe ist eine noch recht neue Beratungsform. Dabei kommen die Gruppenmitglieder – im Unterschied zum bekannteren Teamcoaching – aus verschiedenen Unternehmen, Organisationen und Arbeitsfeldern. Was vor wenigen Jahren nur vereinzelt zu finden war, wird inzwischen als Trend wahrgenommen (siehe managerSeminare 138, September 2009). Was spricht aus Sicht der Kunden für ein Coaching in der Gruppe?

Ist der Anlass zum Einzelcoaching meist ein akutes Problem, kommt der Impuls zur Teilnahme an einem Gruppencoaching eher aus übergreifenden Entwicklungsanliegen, dem Bedürfnis, sich beruflich weiterzuentwickeln. Zum Beispiel werden genannt

  • klarer in einer Führungsrolle auftreten zu können, um Mitarbeiter leichter zu führen,
  • in kniffligen Situationen souveräner, gelassener sein,
  • die eigenen Stärken in entscheidenden Situationen sicherer vertreten.

Methodisch gesehen ist Gruppencoaching ein Mix aus

  • Einzelcoaching vor der Gruppe, bereichert durch die Resonanzen der Gruppe, die dort vertretenen vielfältigen Perspektiven,
  • Erfahrungsaustausch der Teilnehmer, moderiert durch den Coach,
  • Fortbildungs- und Trainingssequenzen, entweder in Form von Übungen, die Einzelaspekte eines Themas erlebbar werden lassen oder als orientierender theoretischer Input, der Modelle, Bezugspunkte, Zusammenhänge bietet, um alltäglich Erlebtes besser einordnen zu können.

Für Coaching in der Gruppe spricht, daß das Erleben des Selbstwerts wirksamer ist, wenn fremde Menschen die eigenen Stärken wahrnehmen und formulieren. Auch stützt das Feedback der Gruppe die Kompetenz, Erkenntnisse in Handeln umzusetzen – das, was momentan als ‚Transferstärke‘ diskutiert wird (siehe wirt-schaft + weiterbildung 10/2009).

Daß die Teilnehmer einer Coaching-Gruppe aus verschiedenen Berufsfeldern kommen ist förderlich, weil sich so unterschiedliche Blickrichtungen auf oft ähnliche Problemlagen richten. Das erzählte Verhalten der Einzelnen wirkt exemplarisch und erweitert den Möglichkeitsraum der anderen: „Was wäre, wenn ich so denken – handeln – auftreten würde?“

Gruppencoaching eignet sich besonders für Menschen, die gern gemeinsam mit anderen lernen, sich von außen anregen lassen. Doch auch Menschen, die sich eher als Einzelgänger sehen, schätzen es, Verhaltensalternativen exemplarisch bei anderen zu erleben. Fast alle Teilnehmer berichten zum Schluß, wie ermutigend die Feststellung wirkt „Anderen geht es ähnlich!“ Ich habe erlebt, daß gerade Frauen in männerdominierten Unternehmen es schätzen, Führungsfragen in einer reinen Frauengruppe offen behandeln zu können. Ein entsprechendes Angebot, 6 Frauen – 6 Treffen – 6 Monate, wird seit etwa sechs Jahren über das bundesweite BusinessCoaching-Netz angeboten, mit guter Resonanz der Teilnehmerinnen.

Mit Blick auf die Rolle des Coachs ist festzustellen: Wer sich als Coach einer Gruppe zur Verfügung stellt ist gefordert, die unterschiedlichen Themen, die individuellen Anliegen und Eigenarten im Gruppenprozess zu steuern. Wenn daraus ein stärkender und unterstützender Entwicklungsraum entsteht, können aktuelle Probleme gelöst werden und alle Beteiligte an Selbstsicherheit gewinnen. Bestenfalls können sich die Teilnehmer als Netzwerk auch über die Zeit des Gruppen-Coachings hinaus gegenseitig stärken.

Christine Scharlau, 2010

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